Geschichten zur Dekorationsmalerei

Der Deko­rations­maler war bis in die 1950er Jahre ein eigen­ständiger Lehr­beruf.

Mit der Ein­führung der Rau­faser verschwand auch der Aus­bildungs­zweig zum Deko­rations­maler. Einige Aus­nahmen gab es in Betrieben in Bayern (durch die dort noch viel prak­tizierte „Lüftl-Malerei“ und in den neuen Deutschen Bundes­ländern).

In loser Reihen­folge stelle ich Ihnen hier aus unter­schied­liche Epochen Gestal­tungs­techniken vor, verweise auf Literatur und beson­dere Orte, die mir bei meinem Gang durch die Welt so begegnen.

Die Grotesken in den Uffizien

Wenn man nach Florenz kommt, dann gehört es zum guten Ton die Uffizien zu besuchen. Sie wurden als eine Art Bürokomplex für die Florentiner „Magistraturen“ nebst Wohnräumen für den Duce geplant. Seit 1591, also bereits kurz nach der Fertigstellung des Renaissencegebäudes, war es möglich die Gegenstände und antiken Statuen aus der privaten Sammlung der Medici-Familie anzuschauen, wenn man höflich fragte.

1769 fand dann die offizielle Eröffnung der Galerie der Uffizien statt und wurde für Öffentlichkeit zugänglich. Wenn man heute das Museum besucht, hier ein gut gemeinter Hinweis: schauen sie nicht nur auf die Kunst an den Wänden und den Vitrinen, schauen Sie nach oben.
Denn die Grotesken die Sie dort sehen, sind atemberaubend. Sie sind schön,  aber vor allem witzig und fantastisch. Grotesken sind eine italienische „Erfindung“ und bedeuten Übersetzt so etwas wie Grotte, Höhle, höhlenartig. Ihr Ursprung stammt aus einer Ausgrabung Ende des 15. Jhdts  in Rom. Im Palast des Kaisers Nero wurden alte Malereien sichtbar die in einer Art Phantasiestil gemalt waren. Da sich die Malerei unterhalb der Erde in verschütteten Räumen befand benannte man den daraus in der Renaissance entstandenen Stil „Groteske“. Die „Groteskenmalerei“ bezieht sich auf diese verzerrt-übersteigerten Abbildungen. Neben feingliedrigem Ornament- und Rankenwerk werden diese grafischen Formen umzingelt von Fabelwesen, die voller Gegensätze sind. Da finden sich gruseligste Gestalten neben clownesken Figuren, abstruse Mischungen aus Mensch und Tier, sowie grazile Wesen aus einer Art Märchenwelt entstiegen.

Ledigen­heim Hamburg

In der Neustadt nicht weit vom Michel befindet sich das alte Ledigen­heim. Ein Wohn­ort für allein­stehen­de See­leute und Hafen­arbeiter mit kleinen privaten Zimmern für die Männer und einem Gemein­schafts­raum im Erd­geschoss. Das Gebäude wurde 1912/13 erbaut und mit hoch­wertigen Materialen aus­ge­stattet. Viele der alten Gestal­tungs­elemente sind nur noch auf alten Bildern oder restau­ratori­schen Be­funden wieder­zu­ent­decken. Um das Gebäude mit seinem Zweck und auch in seine hoch­wertigen Gestal­tung zu er­halten bzw. zu re­konstru­ieren hat sich die Stif­tung Ros ge­gründet. Die Malerei die von mir an­gefragt wurde bezog sich auf den alten Gemein­schafts­raum im Erd­geschoss. Dort gab es ur­sprüng­lich eine Holz­ver­täfelung, die sich durch den ganzen Raum zog. In den Kassetten befand sich eine alte, dunkel­grüne Link­rusta­tapete. Die Wände übe­rhalb der Ver­täfelung sowie die gesamte Decke waren in einem Beige­ton grun­diert und hell­grün patiniert.

Um Besuchern und poten­tiellen För­derern des Projektes zu vermitteln wie der Raum wirken könnte, wenn er seine alte Farb­gebung zurück­bekommen würde, wurde das Muster­feld in Original­prop­ortionen von mir angelegt. Ein spannendes Projekt für Ham­burg mit spannender Geschichte und Zukunft. Mehr Infos zum Ledigen­heim finden Sie unter folgen­den Links:

Stiftung Ros:
http://www.rehhoffstrasse.de/erhalten/

Geschichtliche Hintergründe:
http://www.rehhoffstrasse.de/blicke/index.php?seite=das_112-seelen-haus